From the Chess archiv of Chess-Results.com: Article: 874 from 30.10.1998, Category Column

33. Schacholympiade in Elista: Partiennachlese (1)

Duell der Superlative

In der Begegnung Rußland1 gegen Bulgarien (1:3!) lieferten einander trotz der Abwesenheit der 3 großen K's zwei Super-GM's einen packenden Kampf.

Weiß: GM P. Swidler (RUS/2710)

Schwarz: GM W. Topalow (BUL/2700)

Sizilianisch [B81]

Anm. I. Balinov

1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 a6 6. Le3 e6. Interessante Alternativen zum Textzug sind 6. ... Sg4 und 6. ... e5.

7. g4 h6. Ein interessantes, vom ungarischen GM Tolnai stammendes Experiment ist 7. ... e5 8. Sf5 g6 9. Lg2!?.

8. f4 e5. Versucht wurde auch 8. ... Sc6 9. Le2 (9. h3!?) 9. ... e5 10. Sf5 g6 11. Sg3, Topalow-Kasparow, Moskau 1994 und 8. ... b5!?.

9. Sf5.  

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9. ... h5!?. Ein neuer Zug, in der Partie Anand-Kasparow, Dos Hermanos 1996, geschah statt dessen 9. ... Sc6 10. Df3 g6 11. 0–0–0 gxf5 12. exf5 e4 13. Sxe4 Sxe4 14. Dxe4+ De7 mit unklaren Verwicklungen.

10. Sd5. Schwach war 10. fxe5 Sxg4; doch auch nach 10. g5 Sxe4 11. Sxg7+ Lxg7 12. Sxe4 d5 13. Sf6+ Lxf6 14. gxf6 d4 15. Lf2 Lg4 16. Le2 Da5+ hat Schwarz zumindest bequemes Spiel.

10. ... Sxd5 11. Dxd5 g6 12. 0–0–0. Interessant ist 12. Lc4! z.B. und nun nicht

A) 12. ... Dc7? wegen 13. Lb6 Dd7 14. Sxd6+ Lxd6 15. 0–0–0 und Weiß hat Vorteil, sondern

B) 12. ... Th7 13. 0–0–0 gxf5 14. fxe5 fxg4 15. exd6 Sc6 16. Thf1 Le6 17. Dd2 Dd7 18. Lxe6 fxe6 19. Txf8+ Kxf8 20. Lh6+ und Weiß besitzt Angriff für das geopferte Material.

12. ... gxf5 13. exf5. Keineswegs besser ist 13. fxe5 Sc6 14. exd6 fxg4 15. Lc4 Le6 16. Dd2 Dd7 17. Lxe6 fxe6 18. Lg5 Lg7.

13. ... Sc6 14. Lc4 Df6!. Viel stärker als 14. ... Dc7 15. Lb6 De7 16. The1 hxg4 17. fxe5 dxe5 18. Ld8 Sxd8 19. Txe5 Se6 20. fxe6 Lh6+ 21. Kb1 fxe6 22. De4 und der weiße Angriff bietet Kompensation für das geopferte Material.

15. fxe5 Sxe5 16. g5. Vorteilhaft für Schwarz ist auch 16. Lb3 hxg4 17. La4+ und nun nicht

A) 17. ... Ke7? wegen 18. Lb6! (18. Lc5? scheitert an 18. ... Lh6+ 19. Kb1 Td8 20. The1 Lf4 21. Lb6 Lxf5 22. Lxd8+ Txd8 23. Dxb7+ Kf8 und Schwarz gewinnt.) 18. ... Lh6+ 19. Kb1 Lf4 20. Lc7 Sc6 21. Lxc6 bxc6 22. Dxc6 mit Vorteil für Weiß, sondern

B) 17. ... Ld7! 18. Dxb7 Td8 19. Lxd7+ Txd7 20. Dxa6 Lh6 und Schwarz gewinnt.

16. ... Dxf5 17. Lb3. 17. Thf1 pariert Schwarz siegreich mit 17. ... De6.

17. ... Df3! 18. Dd2 Dc6 19. Thf1 Le6 20. Lxe6 fxe6 21. Tf6 0–0–0–+ 22. Txe6 Lg7 und Weiß strich die Segel.


Theoretisches Duell

In der nachstehenden Partie nimmt der zweimalige russische Landesmeister Peter Swidler den von seinem Gegner geworfenen Fedehandschuh auf und läßt sich auf einen Kampf auf dessen Spezialgebiet, dem Marschallgambit, ein

 Weiß: GM P. Swidler (RUS/2710)

Schwarz: GM M. Adams (ENG/2715)

Spanisch [C89]

Anm. I. Balinov

1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 4. La4 Sf6 5. 0–0 Le7 6. Te1 b5 7. Lb3 0–0 8. c3 d5. Der junge Engländer gilt als Spezialist für den Marschall-Angriff. Dies ist jedoch auch Swidler, der im 15. Zug von der Hauptvariante abweicht, bekannt.

9. exd5 Sxd5 10. Sxe5 Sxe5 11. Txe5 c6 12. d3 Ld6 13. Te1 Dh4 14. g3 Dh3 15. Te4 Sf6. Mit dem Textzug weicht Adams von seiner Partie gegen Almasi, Europa-Mannschaftsmeisterschaft , Pula 1997, in der er sich nach 15. ... Dd7 16. Sd2 Lb7 17. Te1 c5 18. Se4 Le7 19. a4 Dc6 in Schwierigkeiten befunden, ab. Fraglich ist, ob 15. ... Df5 eine mögliche Verbesserung darstellt.

16. Th4 Df5.

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 17. Sd2. In Gdanski-Lukacs, Budapest 1996, begnügte sich der Anziehende nach 17. Lf4 Le7 18. d4 g5 19. Lc2 Dd5 20. Lb3 Df5 21. Lc2 mit Remis durch Zugwiederholung.

17. ... g5. Der Bauer "d3" war wegen 18. Td4 selbstverständlich tabu.

18. Th6 Sg4. Auf 18. ... Kg7 folgt nicht 19. Se4 Le5 20. Sxg5 Kxh6 21. Se6+ Kg6 22. Sxf8+ Kg7 23. d4 Ld6 24. Lc2 Dg4 mit nur geringem Vorteil für Weiß, sondern viel stärker 19. Txf6! Dxf6 20. Se4 De7 21. Lxg5 mit entscheidendem Vorteil für Weiß.

19. Se4 Sxh6 20. Sxd6 Dg6 21. Se4 Für die geopferte Qualität besitzt Weiß in Läuferpaar und der gelockerten schwarzen Königsstellung mehr als ausreichende Kompensation.

21. ... Sg4. Auch nach 21. ... Lf5 ist das weiße Spiel klar vorzuziehen, z.B. 22. Lxg5 Lxe4 23. Lxh6 Dxh6 24. dxe4 bzw. 22. Sxg5 Lxd3 23. Sf3 Lc4 24. Se5 Lxb3 25. Sxg6 Lxd1 26. Sxf8 Txf8 27. Lxh6 Td8 28. b4.

22. Lxg5 Lf5 23. Lf4 Tad8 24. De2 Tfe8 25. Te1 Kg7 26. f3! Se5 27. Lc2 c5 28. De3 f6 29. Kh1. Noch stärker war 29. Lxe5! Txe5 30. f4 Ted5 31. Sxc5.

29. ... Lxe4. Auf 29. ... Sd7 folgt unangenehm 30. g4 Lxe4 31. fxe4.

30. fxe4 Sd7 31. d4 cxd4 32. cxd4 Sb6 33. Df2 Sd5 34. Ld2. Natürlich nicht 34. exd5? wegen 34. ... Txe1+ 35. Dxe1 Dxc2 36. De7+ Kg6 37. Dxd8 Dd1+ und Schwarz rettet sich ins Remis durch Dauerschach.

34. ... Se7 35. e5. Gut war auch 35. Lc3!?.

35. ... f5 36. e6 Df6 37. Lb3. Die Würfel sind gefallen.

37. ... Kg8 38. Te5! Kg7. Oder 38. ... Tc8 39. g4 und Weiß gewinnt.

39. d5 Dxe5. 39. ... Dxe5 und Schwarz streckte mit der Ausführung des Zugs wegen 40. Lc3 Dxc3 41. bxc3 Sxd5 42. Dxf5 Se7 43. Df7+ Kh8 44. Lc2 Sg6 45. e7 Tc8 46. Df6+ Kg8 47. Lb3+ Tc4 48. Lxc4+ bxc4 49. Dxa6 Txe7 50. Dxc4+ die Waffen.


Einwandererland USA

Zumindest in schachlicher Hinsicht waren die USA ob ihrer größe lange Zeit ein Entwicklungsland. Seit Öffnungs des Eisternen Vorhanges hat so mancher Top-GM aus der ehemaligen Sowjetunion seine Zelte im Land der unbegrenzten Möglichkeiten aufgeschlagen.

Weiß: GM A. Shabalov (USA/2645)

Schwarz: GM A. Istratescu (ROM/2540)

Sizilianisch [B81]

Anm. I. Balinov

1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. D4 cxd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 a6 6. Tg1!? Sc6. Möglich ist auch 6. ... e5 7. Sb3 Le6, oder 6. ... g6.

7. g4 e6. 7. ... Sxd4 bietet Weiß nach 8. Dxd4 Sxg4 9. Le2 Se5 10. F4 Sc6 11. Df2 auf Grund seines Entwicklungsvorsprungs und der offenen g-Linie ausreichende Kompensation.

8. g5 Sd7 9. Le3 Dc7. Spielbar ist auch 9. ... Sde5 10. Tg3 b5 11. F4 Sxd4 12. Dxd4 Sc6 13. Dd2 Le7 mit geringfügig besserem Spiel für Weiß, oder 9. ... Le7.

10. f4 b5 11. Sxc6 Dxc6 12. Dd4. Versucht wurde auch 12. A3 Sc5, Sax-Tringow, Osijek 1978.

12. ... Lb7. 12. ... Tb8 beantwortet Weiß mit 13. A3.

13. a4 bxa4. Schwach wäre 13. ... e5? wegen 14. Axb5 axb5 15. Txa8+ Lxa8 16. Da7 und Weiß hat eklatanten Vorteil.

14. Txa4 e5 15. Dd1 exf4 16. Tc4 Sc5 17. Lxf4 Db6 18. Le3. Etwas nachhaltiger erscheint 18. Sd5 Lxd5 19. Dxd5 Td8 20. Dd4.

18. ... Dxb2. 18. ... Le7?? Verbot sich wegen 19. B4.

19. Sd5 Lxd5 20. Dxd5 Td8. Die einzige Verteidigung, da 20. ... Tb8 21. Lxc5 dxc5 22. Dc6+ Ke7 (22. ... Kd8 findet in 23. Tg3 Db1+ 24. Kf2 eine hübsche Widerlegung) 23. Dxc5+ Ke8 24. Dc6+ Ke7 zu deutlichem weißen Übergewicht führt, und 20. ... Db7?? Wegen 21. Txc5 ausscheidet.

21. Txc5!!. Hiernach bricht die schwarze Stellung wie ein Kartenhaus zusammen.

21. ... dxc5. Ebensowenig hilft 21. ... Db1+ 22. Kf2 dxc5 23. Dc6+ Td7 24. Dxd7+ Kxd7 25. Lh3+.

22. Dc6+ Td7 23. Lxa6! C4. Etwas hartnäckiger war vielleicht 23. ... Dc3+ 24. Kf2 Dxc2+ 25. Kf3.

24. Ke2 Lb4. Nicht besser war 24. ... Dxc2+ 25. Kf3 Le7 26. Lb5 Dd3 27. Ta1.

25. Lb5 Dxc2+ 26. Kf3 Dd3 27. La4 f5 28. Td1 und Schwarz gab auf.

ÖM Lothar Karrer