From the Chess archiv of Chess-Results.com: Article: 1533 from 03.10.2000, Category Austria

Zum 70. Geburtstag: Franz Stoppel – Durch Fleiß und Ausdauer zum Erfolg

Franz Stoppel

Der Ternitzer Lokalmatador machte 1955 erstmals auf sich aufmerksam als er als NÖ-Landesmeister an der gut besetzen Staatsmeisterschaft teilnahm, auch wenn es hierbei mit 7 Punkten aus 15 Partien vorerst nur zum geteilten 11. Rang reichte. 1958 erzielte er bei der damals recht beliebten Bundesländermannschaftsmeisterschaft das beste Ergebnis am Spitzenbrett.

Den Meistertitel errang er 1964 beim Weihnachtsturnier der Austria, wo er hinter Dückstein und Holaszek den 3. Rang belegte. Ein Jahr später belegte er hinter dem leider allzu früh verstorbenen Grazer Struner (+ 1967) und Auer Rang 3 in der Staatsmeisterschaft. Zwei weitere "dritte " Plätze bei Staatsmeisterschaft, 1967 hinter Janetschek und Prameshuber und 1996 hinter Dückstein, punktegleich mit Hölzl als Zweitem, trugen ihm den Spitznamen Franz der Dritte ein.

Der eigentliche Durchbruch gelang ihm erst als Mitdreißiger und später als er – allerdings bei Abstinenz von Dückstein - von 7 Wiener Stadtmeisterschaften fünf für sich entscheiden konnte.

Recht erfolgreich war Stoppel auch in Mannschaftsbewerben, hier sei stellvertretend auf die vier Olympiaden Havanna 66, Lugano 68, Nizza 74 und Buenos Aires 78, bei denen er bei mehr als 40 Partien knapp über 50% der möglichen Punkte erzielte, und die 1967 ausgetragene Vorrunde zur Europa-Mannschaftsmeisterschaft verwiesen, bei der er bei starker Besetzung ungeschlagen mit 3 aus 5 das beste Resultat der Österreicher erzielte.

Beachtliche Turniererfolge gelangen dem Jubilar 1975 beim stark besetzen Open in seiner Heimatstadt Ternitz, 1977 beim Hietzinger Memphisturnier sowie beim Jubiläumsturnier des Sozialministeriums (vor Janetschek, Kwatschewky und Karrer), aber auch sein Abschneiden beim IBM-Turnier im Feber 1979, bei dem er hinter Hölzl, Dückstein, Robatsch, Dür und Danner mit 5½ Punkten aus 11 Partien guter Sechster wurde, konnte sich durchaus sehen lassen.

Gesundheitliche Indisposition führte schließlich zu einem langsamen, jedoch kontinuierlichen Leistungsabfall. Dennoch qualifizierte er sich noch Anfang der 80er-Jahre für die Staatsmeisterschaft und gewann Anfang der Neunziger das Lienzer Traditions-Open.

Wir wünschen FM Franz Stoppel (seit 1983) im eigenen wie auch im Namen unserer Leser noch viele erfolgreiche Schachpartien und einen schönen Lebensabend.

Den Turnierfavoriten zum Straucheln gebracht

Die nachstehende Partie des Jubilars wird wohl kaum seine beste sein, nichtsdestoweniger ging sie damals durch die Schachpresse ...

Weiß: GM V. Hort (CZE)

Schwarz: FM F. Stoppel

Französisch [C07]

Athen 1969 (zt)

Anm.: ÖM Lothar Karrer

1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sd2 c5 4. exd5 Dxd5 5. Sgf3 cxd4 6. Lc4 Dd6 7. 0–0 Sf6 8. Sb3 Sc6 9. Sbxd4 Sxd4 10. Sxd4 a6 11. c3. Spielbar ist auch:

A) 11. b3 Dc7 12. De2 Ld6 13. Sf5 Lxh2+ 14. Kh1 0–0 15. Sxg7 De5 (15. ... Le5!? 16. Lh6 Lxa1 17. Txa1 Dc5 18. Td1 b5 19. Ld3, Zeschkowski-Styrenkow, UdSSR 1985, und nun hätte Schwarz mit 19. ... De5 unklaren Verwicklungen fortfahren sollen.) 16. g3 Dxa1 (Schlecht ist 16. ... Dxe2? Wegen 17. Lxe2 Kxg7 18. Lb2, mit deutlichem Vorteil für Weiß, Geller-Stahlberg, Göteborg (izt) 1955.) 17. c3 b5 18. Ld3 Td8 (In Betracht kommt nach Glek auch 18. ... Dxc3 19. Lb2 Dc6+ 20. f3 e5! 21. Dxe5 Lb7 22. Dxf6 Dxf6 23. Lxf6 Tfd8 mit unklaren Verwicklungen) 19. Le4 Sxe4 20. Dxe4 Dxc3 21. Sh5 Dd3 22. Dg4+ Dg6 23. Dh4 Lb7+ 24. Kxh2 e5 25. Lb2 Te8, mit, nach Glek, ausreichender Kompensation für Weiß, Rubin-Glek, Fernpartie 1989

B) 11. Te1 und nun:

B1) 11. ... Le7 12. c3 e5 (12. ... 0–0 Peters-Berry, USA 1976 13. Df3±) 13. Sf3 Dxd1 14. Txd1 e4 15. Se5 0–0 16. Le3 Lf5 Rublewski-Beljawski, Polanica Zdroj 1996 17. h3 mit Vorteil für Weiß.

B2) 11. ... Dc7 12. De2 (12. Lb3 Lc5 13. h3 h6, mit unklaren Verwicklungen, Kosten-Speelman, ENG (ch-m/2) 1991.) 12. ... Ld6 13. Lg5 0–0 (Vorteilhaft für Weiß ist nach Nogueiras auch 13. ... Lxh2+?! 14. Kh1 Lf4 15. Lxf6 gxf6 16. Lxe6!) 14. g3 (14. Lxf6 gxf6 15. Dg4+ Kh8 16. Dh4 Tg8 17. Dxf6+ Tg7 18. Te4 Canda-Vilela, Sugua la Grande 1989, und nun hätte Schwarz mit 18. ... Kg8! und unklaren Verwicklungen fortfahren sollen.) 14. g3 Se4! 15. Dxe4 Dxc4 mit Ausgleich, Van der Wiel-Nogueiras, Rotterdam 1989.

C) 11. ... Ld7 12. c3 0–0–0 13. De2 Dc7 14. h3 Ld6 15. Lb3 (15. a4 e5 16. Sc2 Lf5 17. Se3 Lg6 18. b4 e4 Xie Jun-Smyslow, Wien 1993 19. b5! a5 20. b6 Dxb6 21. La3 Lxa3 22. Txa3 Dc5 23. Tb3 Td7 24. Teb1 mit, nach Xie Jun, ausreichender Kompensation für Weiß.) 15. ... Kb8 16. a4 (16. Lg5 h6 17. Lh4 Tdf8, mit unklaren Verwicklungen, Zapata-Iwantschuk, Manila (izt) 1990.) 16. ... Lc8 (16. ... h6 beantwortet Weiß vorteilhaft mit 17. Le3 The8 18. Sf3, drohend a4-a5 bzw. Ld4 nebst Se5, Adams-Speelman, ENG (ch-m/2) 1991) 17. a5 Thg8 18. Sf3 h6 19. Le3 Sd7 20. La4, mit Vorteil für Weiß, Adams-Akopjan, Chalkidiki 1992.

11. ... Dc7 12. De2 Ld6 13. h3. 13. Lg5 beantwortet Schwarz kaltblütig mit 13. ... Lxh2+ 14. Kh1 Le5 15. Tae1 h6! 16. Ld2 Lxd4 17. cxd4 b5 18. Lb3 Lb7.

13. ... Lh2+. Oder 13. ... 0–0 14. Lg5 Se4 (Weniger gut, wenn auch spielbar ist 14. ... e5?! 15. Sc2 Le6 16. Se3, W. Wittmann-Stoppel, Österreich 1997 (1–0; 22), und nun hätte Schwarz mit 16. ... Se4 17. Lxe6 fxe6 18. Dg4 Sxg5 19. Dxg5 Tad8 und nur geringfügig schlechterem Spiel fortfahren sollen.) 15. Le3 b5 16. Ld3 Lb7 17. Dc2 Sf6 18. Lg5 h6 19. Lxf6 gxf6 20. Le4 Lxe4 21. Dxe4 f5 22. Df3 Tac8 23. Tad1 Le5 24. Td3 Tfd8 25. Tfd1 Lg7 26. Sb3 Txd3 27. Txd3 Td8 28. Dg3 Db6 29. De3 Db8 30. Dg3 ½–½, Bagirow-Djurasevic, EU-chT, Oberhausen 1961.

14. Kh1 Lf4 15. Lxf4 Dxf4 16. a4. Versucht wurde auch 16. Lb3 0–0 17. Kg1 (17. Sf3 b5 18. De5 Dxe5 19. Sxe5 Lb7 20. Tfd1 Tfd8 21. Kg1 ½–½, Guid-Sirnik, SLO-chT 1995 ) 17. ... b6 18. Df3 Dxf3 19. Sxf3 Lb7 20. Se5 Tfd8 21. Tfd1 Kf8 22. f4 g6 23. Kf2 Ke7 24. g4 h6 25. Lc2 ½–½, Hracek-Ruzele, Manila 1992.

16. ... 0–0 17. a5. Weiß steht etwas bequemer.

17. ... Ld7

Diagramm (6 kb)

18. Df3?!. Völlig gleiches Spiel ergab 18. Tfe1 Tac8 19. b3 Tfd8 20. Tad1.

18. ... Dh4?!. Nach dem besseren 18. ... Dxf3 19. Sxf3 Tfd8 wäre das schwarze Spiel etwas vorzuziehen gewesen.

19. b3. Etwas besseren Spiel für Weiß versprach 19. Tfe1 Tae8 20. De2 Tc8 21. b3 Tfe8 22. Tad1.

19. ... e5 20. Sf5 Lxf5 21. Dxf5 e4 22. Tad1 Tae8 23. Td4 g6 24. Dc5 Sg4 25. Dc7 g5. Etwas besser, jedoch ebenfalls vorteilhaft für Weiß war 25. ... Sxf2+ 26. Kg1 Te7 27. Dh2.

26. Kg1 Sf6 27. Te1 Df4 28. Dxb7. Weiß steht nun auf Gewinn.

28. ... g4 29. g3. Viel stärker war 29. Te3!.

29. ... Df5 30. h4 e3. Nun sollte 30. ... Dxa5 geschehen.

31. Txe3. Ebenso verliert 31. fxe3 Dxa5 (Auf 31. ... Se4 ist 32. Tf1 am stärksten.) 32. Dxa6 De5 33. Dd6 Dxd6 34. Txd6 Se4 35. Td4.

31. ... Txe3 32. fxe3 Dxa5 33. Dxa6. Ebenso gewann 33. De7 Kg7 34. b4 Da1+ 35. Kf2 Db2+ 36. Kg1 Dc1+ 37. Kf2 Dxc3 38. De5 Dc2+ 39. Kg1.

33. ... De5 

34. Tf4?!. Deutlich besser war 34. Kh1 Se4 35. Dh6 Ta8 36. Lxf7+ Kh8 37. Df4. 34. ... Dxe3+ 35. Kg2. Etwas bessere Chancen für Weiß bot 35. Kh2 Se4 36. Txg4+ Kh8 37. Txe4 Dxe4 38. Ld3 De6 39. b4 Td8 40. Dxe6 fxe6 41. La6.

35. ... Se4 36. Lxf7+. Hierauf wendet sich das Blatt endgültig zu Gunsten des Nachziehenden. Besser, wenn auch ebenfalls vorteilhaft für Schwarz war 36. Txg4+ Kh8 37. Da2 f5 38. Txe4 Dxe4+ 39. Kh2 De3 40. De2 Dxc3.

36. ... Kh8. Nur so. Nach 36. ... Txf7 37. Txg4+ Kf8 38. Da8+ hätte Weiß hingegen recht behalten.

37. Txg4 Dd2+ 38. Kg1 Dd1+ 39. Kg2 Dxg4 und Weiß streckte die Waffen.